Montag, 3. September 2012

Wissenswertes von wetcanvas.com (Malerforum)....................................................

Fragen von davefriend (wetcanvas) an Winsor&Newton zur korrekten Anwendung von Liquin. Davefriend will es genau wissen, weil es teils widersprüchliche oder sonstwie fragwürdige „Tips“ im Internet (z. B. Auf YouTube) gibt. Hier die verkürzte, sinngemäße Übersetzung. Eigene Kommentare in doppelten eckigen Klammern [[...]]:


1.Wieviel Liquin soll/kann man beimischen? (Es gibt ein YouTube-Video, wo enorm viel L. reingehauen wird...) Ist ein Maximum von 20% Liquin richtig? Kann man überhaupt zuviel L. beimischen? (Was kann dann passieren?)

Antwort: Man kann die Grenzen ausdehnen, solange man die Regeln „fett über mager“, „dick über dünn“, „langsam über schnell trocknend“ berücksichtigt. Offizielle Empfehlung: Nicht mehr als 1/3 Liquin zu 2/3 Ölfarbe. Sonst kann es zu „Runzelbildung“ in der Farbschicht kommen. Man soll sich möglichst dran halten, wenn es um Haltbarkeit geht.


2.Ist es OK, wenn man dem L. Leinöl oder andere Medien beimischt?

Antwort: W&N schlagen vor, nur eine Sorte Medium bzw. Öl pro Bild zu verwenden. Wennn viel mehr Substanzen zusammengemischt werden, hat man Probleme damit, die grundlegenden Ölmal-Regeln einzuhalten (s. o. „fett über mager“ usw.). Es wird vorgeschlagen, zumindest in einigen Gemälden versuchsweise nur Liquin zu benützen, bis man sich mit dieser Technik „zu Hause fühlt“. Wenn man dann noch das Gefühl hat, dass man Leinöl beimischen sollte, dann soll man mit wenig anfangen und in jeder Schicht gleich viel verwenden. Z. B. Kann man den Pinsel jedesmal in etwas Leinöl tupfen bevor man das L. In die Ölfarbe mischt. [[Besser: Liquin + Öl vorher abmessen + mischen.]]

3.Macht das die Mischung fetter?

Antwort: Nicht wirklich! Man soll statt „fett über mager“ an „flexiblere über weniger flexiblere Schichten“ denken. Leinöl ist natürlich „fett“. Liquin ist teils fett (Sojaöl), teils Alkohol (Glykol). Aber: L. Ist dennoch flexibler als Leinöl, wenn man es in der Zeitebene sieht, d. h. Wenn es „getrocknet“ ist. Öle wie Leinöl behalten nach dem Trocknen 1-2% ihrer nassen Flexibilität, Alkyde wie L. aber 8-10%! Folglich verhält sich L. wie ein fetteres Medium, es ist flexibler als es Leinöl je sein könnte. Also verbessert man durch Zufügen von Leinöl die Flexibilität nicht. [[ Es macht die Mischung aber langsamer (s. unten) und weniger klebrig. 10-50% Leinöl habe ich ausprobiert.]]



4.Kann man Terpentin oder geruchlosen “Terpentinersatz” hinzufügen? Wenn ja, macht das dann die Mischung magerer?

Antwort: Das empfohlene Lösungsmittel ist unser Sansodor, ein geruchsarmes Mineraldestillat. Terpentin kann L. zäh o. klebrig werden lassen, daher ist es nicht empfehlenswert. Sansodor macht die Mischung magerer wie bei Ölfarbe sonst auch. [[Statt Sansodor geht gut Lösin-600 oder ähnliches.]]


5. kann man die gleiche Menge L. in jeder Schicht verwenden, oder muss man bei jeder neuen Schicht mehr hinzufügen? (Analog zur Verwendung von Öl.)

Antwort: L. hat seine eigenen Regeln. Optimale Methode ist, die gleiche Menge L. in jeder Schicht zu verwenden. Man kann aber auch zunehmend mehr oder zunehmend weniger verwenden. Die Hauptregel ist, dass man das nicht in zu großen Sprüngen tut, also nicht einmal 10% L., dann wieder 40% L., usw...


6. Einige Maler tragen anfangs eine Schicht L. auf die ganze Leinwand auf, in der Art von Nass-in-Nass-Malerei oder als "couch". Wohl damit eine bessere Bindung/Haftung mit der darunter liegenden abgebundenen Ölfarbe entsteht. Ist das OK so?

Antwort: Das macht es schwieriger, das Verhältnis Farbe/L. genau zu bestimmen und ist daher nicht ideal. Besser man mischt Farbe und L. vorher in jeder Schicht. [[L.+Standöl oder geht prima. Auch L.+Leinöl]]


7. Wenn man das so macht, muss dann die ganze Fläche mit Ölfarben bedeckt sein (keine Nur-Liquin-Flächen)?

Antwort: Ja, L. ist ein Medium und dazu da, mit Ölfarbe vermischt zu werden. Und die Ölfarbe soll auch nicht nur so über die L.-Schicht "drübergewischt" werden, es soll eine innige Vermischung stattfinden.


8.Kann eine "freie" Fläche nur mit Liquin und ohne Ölfarbe ein Problem sein?

Antwort: Ja, das könnte ein Problem mit der Haftung folgender Schichten geben.


9. Eine getrocknete Liquin-Schicht ist rel. glatt. Macht das ein Haftproblem mit folgenden Schichten?

Antwort: Kein Problem, WENN den darauffolgenden Schichten wiederum L. beigemischt wird.


10. Wenn man L. als "couch" (s. o.) benützt, wird es rel. schnell klebrig. Kann man etwas tun, um die Trocknungszeit etwas zu verlängern?

Antwort: Man kann etwas Leinöl beimischen. Aber man soll drauf achten, dass man eine konstante Menge beimischt, sonst gibt es Probleme mit der gleichmäßigen Trockenzeit, und in der Folge mit der Langzeit-Haltbarkeit.



11. Kann man L. benützen, um eine glänzende Abschlussschicht aufzutragen? (In der Art eines Firnis?)

Antwort: L. ist kein Firnis.
(a) L. ist ziemlich sauerstoffdicht und verhindert also, dass darunterliegende Schichten angemessen oxidieren=aushärten können. Eine konventionelle Ölschicht unter Liquin könnte sogar "wegrutschen", also nie aushärten, nie stabil werden.
(b) Das L. würde sich mit der darunterliegenden Ölschicht verbinden. Dadurch würden sich Probleme bei einer evtl. Restauration ergeben. Man soll stattdessen Retouschierfirnis nehmen.



(Nadezhda Tolokonnikova, Öl-Liquin-Technik auf grober Acryl-Grisaille in 3 Tönen. Bild nach einem Foto von Denis Bochkarev bei Wikipedia)